Leadership und Management gehören zweifellos zusammen, und oft werden sie sogar als Synonym verwandt. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich beide unterscheiden und nicht immer gleichzusetzen sind.
Sind Führung beziehungsweise Leadership und Management aus Sicht von Zen kongruente Begriffe?
Leadership und Management sind zwei Kompetenzen
John P. Kotter, Professor für Führungsmanagement an der Harvard Business School, den ich sehr schätze, schrieb schon 1988 ein Buch zu diesem Thema: “How Management differs from Leadership”.
In diesem Buch forderte er, daß dieses zwei verschiedene Kompetenzen seien müssen, die auch idealerweise auf zwei verschiedene Personen verteilt sind. Weiterhin postulierte er, dass Management in unserer Geschäftswelt dominiert, dass wir „over-managend“ und „under-leaded“ sind.
Dieses Buch hat mich sehr, sehr inspiriert, verbunden mit dem, was ich von „Total Quality Leadership“ gelernt habe. Dies ist nicht etwa das, was viele deutsche Konzerne darunter verstehen, also „Qualitätsführerschaft“, sondern vielmehr bedeutet es, den Akzent „Kundenwünsche“ in Qualitätsziele und in Produktionslinien umzusetzen.
Wenn man das in eine bestimmte Richtung bringt, kann man dann seinen Blick noch mehr erweitern. Wenn wir nur nach Kundenwünschen gehen würden, dann gäbe es z. B. vielleicht ein Smartphone nicht, denn vor 15 Jahren hätte ein Kunde sich so etwas nicht vorstellen können.
Management verwaltet, Leadership ist Selbstführung
Das heißt, die Leadership-Komponente hat noch eine weitere Dimension, denn reines Management heißt, den Bestand zu verwalten. Dies ist anders als neue Felder zu öffnen; dementsprechend ist die Ausbildung für Leadership und für Management unterschiedlich.
Die Ausbildung für Management ist tadellos, das nennt man „Betriebswirtschaft“, und das ist hinreichend abgedeckt, da passiert eine ganze Menge. Die Ausbildung für Leadership aber ist dünn gesät. Das Thema ist, dass Leadership „Selbstführerschaft“ bedeutet und ganz andere Kompetenzen erfordert als Management.
So gesehen fordert Kotter, daß wir im Unternehmen unterschiedliche Dimensionen besetzen sollen. In dem Buch „Die Linie im Chaos“ habe ich versucht, diesen Weg letztlich in die Praxis umzusetzen. Es ist wichtig darauf zu achten, dass wir gute Manager haben, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Leadership und Management sind zwei Seiten einer Medaille, aber es empfiehlt sich, die Begriffe auch mit Hinsicht auf das Personal zu trennen.
Und es ist sehr, sehr empfehlenswert, dass diejenigen, die in die Verantwortung der obersten Spitze gehen, sich in erster Linie in Leadership-Kompetenz ausbilden, also letztendlich der Fähigkeit, mitten im Chaos wieder Ordnung zu schaffen.
Zen-Leadership führt auf einen Weg des Erfolges
Kotter sagt, Management sei immer funktional in Friedenszeiten, wenn – metaphorisch gesprochen – der General und ähnliche Leute das Heer in eine gute Ordnung bringen, die Logistik und alles wunderbar funktioniert. Aber wenn die Hälfte des Heers zerstört ist und die Moral am Boden und der Feind übermächtig, dann ist Zen-Leadership das, was alle heraushebt und mit einem Licht auf einen Weg des Erfolges und auch des Guten wieder nach vorne bringt.
Aber auch hier ist Intuition, Empathie und die innere Mitte von grundlegender Bedeutung, denn „over-leaded“ ist ebenfalls eine „Kompetenz“, die nicht zielführend ist. Das ist zwar seltener, aber z. B. der Fall, wenn die visionäre Ebene nicht mehr genug Boden hat und in der Realität nicht mehr bestehen kann.
So ist im Zen-Leadership einer der zentralen Punkte, seine Mitte zu finden und geerdet zu sein, und so die eigenen Fähigkeiten im Zen-Leadership weiter auszubauen und zu stärken.
Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski
im Gespräch mit Teilnehmern des Zen Leadership Seminars