Kinder und vor allem Jugendliche machen oft noch nicht den Anschein, die eigene Mitte gefunden zu haben ‒ aber muss das so sein?
Das pauschal zu beantworten ist eigentlich nicht möglich, denn es könnte den individuellen jungen Charakteren unmöglich gerecht werden. Im Grunde ist es so, dass man anfangen kann zu meditieren in dem Moment, wenn man spürt, dass das, was man selber fühlt und das, was da draußen ist, in irgendeiner Art und Weise eine Disharmonie ergibt. Und junge Menschen spüren diese Disharmonie häufig als Sehnsucht, was man früher „Sturm-und-Drang-Zeit“ genannt hat, und heute ganz unromantisch als „Teenager-Probleme“ abtut.
Sehnsucht ist oft ein Wunsch nach Orientierung
Es gibt also irgendwann den Moment, wo ein junger Mensch sich bewusst wird: „Ich bin ich, und irgendwo ist da eine Welt, und du hast eine Anforderung, und irgendwo ist da etwas nicht stimmig …“ – dieser Punkt ist diese große Chance, relativ früh sehr weit zu kommen. Unabhängig vom Alter ist dieser Punkt immer dann, wenn der Mensch irgendwo in eine existenzielle Berührung kommt. So um die 30 ist dann auch nochmal eine gute Zeit: Man hat das Studium hinter sich, man war ein bisschen im Beruf, und merkt irgendwie, dass die Welt sich nicht nur um einen selbst dreht. Man denkt: „Was ist da eigentlich los?“ Und gerade in dem Alter weiß man instinktiv, dass man jetzt eigentlich die entscheidenden Gleise legt, auf denen man eine ziemlich lange Zeit lang bleibt, und deshalb ist dort eine gewisse Tiefe unglaublich wichtig.
Jugend trifft Weisheit
Und auch wenn dies nicht der letzte Punkt im Leben sein wird, an dem man die Basis legt für alles Weitere, so ist es doch der vielleicht entscheidende, da die Entscheidungen, die man in der Zeit trifft, fürs ganze Leben weitreichend sind. Das zeigen auch die Biographien vieler bekannter Persönlichkeiten – aber auch, dass wann dieser Zeitpunkt im Leben kommt, bei jedem unterschiedlich ist. Nur ihn zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren, darauf kommt es an! An diesem Punkt sind wir älteren gefragt unseres Kindern, egal in welchem Alter, mit Rat, Tat, Intuition und Weitsicht, vielleicht sogar auch mit Weisheit zur Seite zu stehen.
Den Zen-Leadership-Weg gehe ich für mich und meine Welt. Und unseren Kindern auch in diesem Aspekt zu dienen, ist sicherlich eine wesentlichen Aufgabe.
Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski
im Dialog mit Seminarteilnehmern