Dr. Michael Neuber ist langjähriger Zen Leadership Trainer und Betriebsarzt des WDR in Köln. Welche Erfahrungen hat er mit Zen Leadership in den letzten Monaten inmitten seiner Betriebspraxis und der Coronakrise gemacht?
In den Seminaren des Zen Leadership Way trainieren wir Schlüsselkompetenzen der zeitgemäßen Führung:
- kraftvoll und fokussiert führen
- achtsam und emotional intelligent führen
- kreative Lösungen und bisher ungedachte Lösungen finden
- dabei die eigene innere Balance halten
Es geht darum, die Line im Chaos zu finden und den eigenen Weg zu gehen, das zu tun, was nur ich tun kann, in einer Welt, die sich kontinuierlich und rasend schnell verändert, die von Unsicherheiten geprägt und überaus komplex ist, in der es keinen vorgegebenen Weg gibt.
Die Coronapandemie ist das Ereignis dieses Jahres, das alle bisherigen Herausforderungen auf die Spitze treibt
Sie ist das Chaos schlechthin. Ich habe mich einmal bei meinem Lehrer Hinnerk Polenski beklagt, dass die Zen Übung so schwer sei, die er mir gegeben hat. Er antwortete mir: „Wir könnten hier auch japanische Folklore machen. Aber Du möchtest es doch auch können, wenn die Welt um Dich im Chaos versinkt.“
Das war vor vielen Jahren. Heute bin ich froh über seine Antwort.
Innerhalb weniger Tage änderten sich Arbeits- und Lebensbedingungen grundlegend
Es war Mitte März. Während die Masse der Gesellschaft in den Lockdown gehen musste, waren alle Redaktionen und Studios des WDR, die tagesaktuell und wissenschaftlich berichten, auf nicht absehbare Zeit überaus gefordert. Gleichzeitig gab es die Berichte aus China und Italien, die Schlimmstes erwarten ließen. Ein Coronohotspot war zudem die Region um Heinsberg, mitten im eigenen Berichtsgebiet. Auch viele Beschäftigte leben dort. Die Verunsicherung war groß.
Auch für mich änderte sich die betriebsärztliche Tätigkeit grundlegend
Die übliche, persönliche Vorsorgesprechstunde kam zum Erliegen. Tägliche Virustests in voller Schutzkleidung waren neu, Praxisabläufe waren neu zu organisieren, die Mitarbeiterinnen darauf einzustellen. Darüber hinaus gab es eine schier unübersehbare Menge an Besprechungen, Konferenzen in neuen digitalen Formaten und tausende von Fragen der Beschäftigten und Führungskräfte, die telefonisch und per Mail zu beantworten waren, schließlich die völlige Entgrenzung von Arbeit und Privatleben:
- Wie können wir für unsere Beschäftigten sicher Beiträge produzieren?
- Wie gestalten wir die Arbeit in unseren Redaktionen?
- Welche Schutzausrüstung brauchen wir?
- Wer kann wann und wie arbeiten kommen, um andere nicht zu gefährden?
- Was müssen wir tun, um im Fall von Infizierten nicht ganze Redaktionen in Quarantäne schicken zu müssen?
- Wie machen wir Dienstreisen?
- Wie gehen wir mit Reiserückkehrern um?
Und sehr viele Fragen mehr… eigentlich rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.
Über das neue Coronavirus war wenig bekannt. Es gab keine Regeln, nur wenige Vorgaben und wirklich sichere Erkenntnisse. So ging es allen Ärzt*innen in der Versorgung und in den Gesundheitsämtern. Experten wussten täglich neue Wahrheiten.
Dennoch schauen in einem Unternehmen alle in einer solchen Lage auf den Fachmann.
Hinzu kam das eigene Empfinden, eigene Gefühle
Werde ich mich anstecken? Wird meine Familie krank? Der Lockdown an sich war ebenfalls ungewöhnlich. Die Millionenstadt Köln war wie ausgestorben, belebte Straßenzüge leer. Elektrische Werbeträger priesen Waren an, die es nirgends zu kaufen gab. Endzeitszenarien sehen so aus. Und es gab in den Medien nur noch ein Thema: Corona. Man konnte sich dem kaum entziehen.
So gingen die Tage dahin: Sehr viel arbeiten, essen, schlafen und Zazen!
Die Arbeit, ja das Leben als Zen Weg
Die Arbeit als Do, jeden Augenblick, jeden Tag neue Entscheidungen, fokussiert, konzentriert, kraftvoll, die Unsicherheit und die Ängste der Kunden nicht außer Acht lassend. Eines nach dem anderen in hoher Taktung. Da verliert man sich leicht selbst, fühlt sich nicht mehr.
Regeneration durch Zazen. Liegestütz, Planking, Core-Übungen u.a. und aus den Körperübungen direkt heraus Zazen. Sitzen in Kraft und Stille, kraftvolle Erdung. Fokussierung auf das Wesentliche, gleichzeitig Öffnung für die liebende Kraft, die keinen Namen braucht, die uns unabhängig von allem sein lässt.
Sitzen, atmen, leben. Hier! Jetzt! Solange sitzen, bis Du nicht mehr aufstehen möchtest.
Mit einiger Übung dauert es gar nicht so lange, bis dieser Zustand erreicht ist, auch wenn das Leben drumherum im Chaos zu versinken droht.
Regeneration durch gesundes Essen, kein Alkohol und natürlich Schlaf. Sehr wichtig! Echte Kontaktaufnahme mit dem Bett. Körper und Bett spüren. Atmen, liegen, ich bin, wo ich bin – im Bett.
Erholsamer Schlaf wird nicht erzwungen, sondern er ergibt sich…Inzwischen hat sich vieles verändert.
Der Lockdown ist vorüber
Es ist leicht, alles zu schließen. Ein verantwortungsvolles Wiederhochfahren ist ebenfalls eine Herausforderung, vielleicht die größere, für die es keine Blaupause gibt. Jede Entscheidung ist neu.
Zwischen den einen, die am liebsten Corona ignorieren, wie ein kleines Kind auf den Boden stampfen, „Ich will das nicht“ rufen und anderen, die am liebsten alles Leben schließen, um sich nicht anzustecken, gibt es einen Weg. Häufig spricht man in der Krise von „Auf Sicht fahren“. Das trifft es nicht.
Auf dem Zen Leadership Way lernen wir, dem eigenen, inneren Weg zu folgen, eine Linie im Chaos zu finden, die mehr ist als eine Linie, sondern ein breiter, tragfähiger, verlässlicher Weg.
Sie möchten mehr über die Seminare der Zen Leadership Academy erfahren? Dann geht es hier weiter…
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